Studie zur CO2-Bilanzierung von Baustoffen

Deutschsprachige Zusammenfassung der Studie

„CA4BM- Carbon Accounting for Building Materials“

Im Zuge des europäischen „Green-Deals“, in welchem eine Klimaneutralität bis 2050 der Mitgliedsstaaten angestrebt wird, ist eine objektive Emissionsbewertung von Baustoffen- und -materialien unerlässlich für den Klimaschutz. Im Rahmen der Studie „CA4BM- Carbon Accounting for Building Materials“ (Simons et al. 2022) wurde die CO2-Bilanzierung von Baustoffen untersucht. Die Autoren beleuchteten u. a. auch die Umweltauswirkungen von Holzprodukten, einschließlich ihrer Beschaffungskette und Integration von Treibhausgasemissionen in Umweltbewertungsmethoden. Um Nachhaltigkeitsziele zu unterstützen und Transparenz in der Bauindustrie zu schaffen, wurden außerdem regulatorische Rahmenbedingungen auf europäischer und nationaler Ebene analysiert.

Kohlenstoffsenken werden wieder zu Kohlenstoffquellen

Kohlenstoff ist in vielen Reservoirs der Erde gespeichert, der größte Anteil findet sich im Ozean (ca. 80%), dem Boden und in der Vegetation. Durch anthropogene Einflüsse, wie beispielsweise der Verbrennung fossiler Brennstoffe, werden erhebliche CO2-Emissionen verursacht. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf den Kohlenstoffkreislauf der Erde. Nun muss aber generell berücksichtigt werden, dass jegliche Kohlenstoffspeicherung zeitlich begrenzt ist, da stoffliche Prozesse des Erdsystems langfristig aus Kohlenstoffsenken wieder Kohlenstoffquellen machen. Diese Tatsache liefert wichtige Erkenntnisse für die Bewertung von CO2-Neutralitätsprinzipien.

„End-of-life-Szenarien“ bei der CO2-Betrachtung berücksichtigen

Die Treibhausgasneutralität, welche unter anderem im Pariser Abkommen von 2015 gefordert wird, führt unter kritischer Betrachtung der Studie zu dem Schluss, dass die CO2-Neutralität des Baustoffes Holz von verschiedenen Faktoren abhängt und nicht als pauschal vorhanden angenommen werden sollte. Eine Analyse zeigt zwar, dass Holzprodukte im Bauwesen ein Minderungspotenzial für Treibhausemissionen aufweisen, jedoch unbedingt eine detaillierte Betrachtung der Substitutionseffekte und „End-of-life-Szenarien“ nötig ist, um die tatsächlichen Auswirkungen zu erkennen. So existieren beispielsweise große Datenlücken in der genauen Holzbilanz verschiedener EU-Mitgliedsstaaten, durch die keine genauen Rückschlüsse hinsichtlich der Gesamtmenge des geernteten Holzes im Vergleich zum tatsächlichen Verbrauch getroffen werden können.

Auch Aussagen über die Massenversorgung mit Holz der Mitgliedsstaaten lassen sich aufgrund lückenhafter Daten nicht treffen. Unklar ist außerdem, wie genau sich eine stärkere Nachfrage im Baugewerbe auf den Holzeinschlag auswirken würde.

Fazit

Das Klimaschutzpotenzial der temporären CO2-Speicherung in der gebauten Umwelt ist zunehmend in den Fokus der Betrachtung gerückt. Daher stellt sich berechtigterweise die Frage, wie hoch das Klimaschutzpotenzial von Holzprodukten im Bauwesen sein kann. Das Minderungspotenzial wurde bewertet, indem die CO2-Menge, die in Holzprodukten gespeichert werden kann, mit der auf globaler und europäischer Ebene angestrebten Gesamtreduktion der Treibhausgasemissionen verglichen wurde.

Geht man davon aus, dass alle im Bausektor eingesetzten Holzprodukte aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen (d. h. CO2-Neutralität innerhalb der Waldökosysteme), was auf globaler Ebene sicher eine anspruchsvolle Annahme ist, und nimmt man zudem an, dass das gesamte CO2 permanent in den Holzprodukten gespeichert ist (was nicht der Fall ist), dann könnten Holzprodukte im Bauwesen derzeit auf globaler Ebene mit 0,8 % und auf der Ebene der EU-27 mit 1,8 % zur Verringerung der Treibhausgasemissionen beitragen. Betrachtet man das Potenzial zur Verringerung der Erderwärmung, so entsprechen diese Anteile für das Holzproduktepotenzial auf globaler und EU-27-Ebene 0,02 bzw. 0,002 Grad Celsius vermiedener Erwärmung.

Das Potenzial von Holzprodukten im Bauwesen ist relativ gering (0,8 %), wenn man bedenkt, dass der Gesamtbeitrag von Gebäuden zu den jährlichen globalen Treibhausgasemissionen 21 % beträgt. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, dass alle Sektoren bei ihren Dekarbonisierungsstrategien Fortschritte erzielen.

Link zu der englischsprachigen Originalstudie: https://www.ca4bm.eu/CA4BM_Final_Report.pdf